KONZERTE
Das Team des Phoenix – Irish Pub
Über den Phoenix – Irish Pub
Ankerplatz der Sehnsucht
“ Wussten Sie, dass Irland so gut wie vor Ihrer Haustür liegt?“ fragt eine irische Fluggesellschaft. Zwei Flugstunden von Frankfurt entfernt. Und sie empfiehlt einen Wochenendtrip auf die grüne Insel: 175 Euro, Sonderangebot. Wussten Sie, dass Irland Ihrer Haustür noch viel näher liegt? Dass ein Wochendendtrip nach Irland mit Live-Musik bereits für 7 Euro zu erhalten ist? Irland nämlich liegt in Lauffens Städtle und hat täglich ab 19 Uhr Uhr geöffnet.
Seit 1992 ist das „Phoenix“, das Pub im alten Vogtshof Stützpunkt für alle, denen Irland, wie es in einem irischen Märchen heißt, „ein Ankerplatz der Sehnsucht im Herzen“ ist.
Im Zeichen des Tukan
Grimmig blicken Irlands Literaten von den Wänden auf das Treiben in der Kneipe. Unter ihnen, Säufer par excellence, Flann O`Brien:
“ Wenn alles nur schiefgeht, egal, was man macht,
und nichts mehr zu klappen scheint,
wenn`s Leben so schwarz wie die Stunde der Nacht,
ist ein Porter dein einziger Freund.“
Das Porter, das gehaltvolle Bier der Lastenträger ist vom Markt verschwunden. Im Pub wird Guinness ausgeschenkt. Das Wahrzeichen der größten Brauerei der Welt ist der Tukan: „Guinness is good for you“ krächzt er von seinem Werbeplakat. Ein Werbespruch, dem man Glauben schenken darf.
Jigs and Reels and Hornpipes
Etwa alle 14 Tage ist Live-Konzert. Die Musiker kommen meist aus Irland und Schottland. Aber auch Musikern der hiesigen Folk-Szene gibt das Pub regelmäßig Gelegenheit aufzutreten. „Weißdorn“ gehört zum Inventar, ebenso die „Böckinger Kellerband“, oder der Brite Colin Wilkie, den es ins Zabergäu verschlagen hat.
Ein bisschen Geschichtsunterricht vor jedem Lied, Geschichten, die man selbst bitte nicht erleben möchte, sich aber um so lieber erzählen lässt: Verfaulte Kartoffeln und Hungersnot, Freiheitskämpfer, die im Morgennebel ihrem Tod entgegenmarschieren, das Blut der MacDonalds im Februarschnee. Und das Leid der Verbannten und Auswanderer, die in Van Diemens Land oder in Chicago zu lebenslanger Sehnsucht verurteilt von den weißen „Cliffs of Doneen“ träumen. Sehnsucht ist die Hauptnahrungsquelle irischer und schottischer Lieder.
Zuhause unter denen, die sich nach Hause sehnen
Zu fortgeschrittener Stunde, wenn die Musiker sich und ihre Zuhörer warm gespielt haben, wenn die Luft zum Schneiden dick geworden ist, wenn das Publikum munter und unbefangen „Aye falalalo horo“ und Ähnliches mitsingt, dann wähnt man sich tatsächlich in einem Pub in Dublin oder Galway. Dann gucken auch Irlands Literaten nicht mehr ganz so grimmig aus ihren Bilderrahmen, manche lächeln sogar, wenn auch eher spöttisch und deutlich hört man Flann O`Briens Bass:
“ In Zeiten von Ärger, Pech und Verdruß,
gibt`s einen, der`s gut mit Dir meint,
der Eine, der stets zu Dir halten muss
ist ein Porter: Dein einziger Freund.“
Dann ist es einen Augenblick lang ganz warm zwischen Säufern, Geschichtenerzählern und Sängern. Und einen Augenblick lang ist man zu Haus unter denen, die sich nach Hause sehnen.